Der “Desktop”-Desktop-PC Version 1
Der Schreibtisch-PC V1
— CAVE: Ich habe mittlerweile eine “Version 2” des Schreibtisch-PC gebaut, bei der ich einige Design-Fehler beheben konnte. Bericht findet sich hier! —
Ich kann mich nicht mehr genau entsinnen, wie ich auf die Idee kam, einen PC in meine Schreibtisch-Platte zu verbauen. Eine kurze gMail-Recherche verrät mir lediglich, dass es im Juli 2017 gewesen sein muss, denn auf diesen Monat ist die Rechnung vom Holz- und Glaszuschnitt datiert.
Vermutlich hatte ich auf dem von mir häufig frequentierten Kanal von LinusTechTips einige hübsch gemoddete Gehäuse gesehen, nach Preisen gegoogelt und nach einer kurzen Phase der Ernüchterung beschlossen, dass es mal wieder DIY werden muss. (Lustigerweise stellte ich viel später, als mein “Kunstwerk” bereits fertiggestellt war, fest, dass Linus und Konsorten ebenfalls bereits einen Tisch-PC gebaut hatten –> LINK .
Die Idee war, meine vorhandenen Komponenten (Mainboard mit CPU
und Lüfter, Netzteil, GPU, Festplatten bzw. SSD´s, usw.) in
einem Gehäuse unter Glas in die ebenfalls bereits vorhandene
Tischplatte zu integrieren. Die Tischplatte besitze ich seit
früher Jugend, sie ist von IKEA, fast 3cm dick und aus
Massivholz gefertigt. Das bedeutet schweres Sägen aber auch
gute Stabilität. Für den gedachten Umbau ideal, da ich einen
Großteil der Mittelpartie entfernen wollte und die zwei
verbliebenen “Stege” trotzdem noch das Gewicht des Computers
sowie des Monitor aushalten mussten.
Schritt 1 : Vorbereiten
Im ersten Schritt habe ich zunächst alle Komponenten aus dem
alten Gehäuse ausgebaut und vermessen. Anschließend habe ich
die Maße genommen und in einem technischen Zeichenprogramm
Platzhalter für Mainboard, Netzteil, GPU, Festplatten erstellt,
um zu schauen, wie groß das neue Gehäuse in Länge und Tiefe
werden muss. Wer kein CAD-Programm zur Hand hat oder zu faul
ist, nach einer Freeware-Software zu suchen, der kann auch
einfach Karo- oder Milimeterpapier sowie den guten alten
Bleistift nutzen. Mir hat eine Planung in 2D gereicht, wichtig
ist jedoch, dass man die Höhe des gesamten Systems nicht
vernachlässigt. Da ich die Grafikkarte neben dem Mainboard
platzieren wollte (näheres siehe weiter unten), war die größte
zu berücksichtigende Höhe das Mainboard inklusive CPU-Lüfter.
Unter dem Mainboard sollte man noch mindestens 2-3cm zum
Kabelverlegen einplanen, und der CPU-Lüfter sollte auch nicht
direkt das Glas oberhalb berühren.
All diese Faktoren berücksichtigend legte ich die Maße für den
Korpus auf 90x45x15cm fest. Dies bot mir genügend Reserve,
sollte ich in Zukunft größere Komponenten verbauen wollen.

Schritt 2 : Einkaufen
Als Material kam MDF zum Einsatz, um den Korpus zu bauen. MDF hat den Vorteil sehr stabil zu sein, es ist mit der Stichsäge einfach zu bearbeiten, hat eine gute Schalldämmung und lässt sich in jeder beliebigen Farbe lackieren. Um mir etwas Arbeit zu sparen, und da ich keine Tischsäge besitze, ließ ich die einzelnen Bretter bereits auf die exykten Maße zusägen. Dies kann in einem Baumarkt erfolgen, der richtig faule Nerd hat jedoch auch die Möglichkeit, sich die zugesägten Bretter zuschicken zu lassen. Ich habe den Shop Spiegel-Shop.de genutzt, was den Vorteil hat, dass dieser Anbieter auch verschiedene Glassorten im Zuschnitt anbietet.
Teileliste:
- 1x MDF Platte 90×45 cm, 16mm
- 2x MDF Platte 90×15 cm, 16mm
- 2x MDF Platte 41,8x15cm, 16mm
- 1x Normales Glas – klar / durchsichtig, 90x45cm, 4mm, Kante poliert
Gesamtsumme : ca. 61€.
Das teuerste hiervon ist das Glas.
Ich nehme jetzt schon mal vorweg, dass sich 16mm starkes MDF
als unpraktikabel erwiesen hat, da zu schwer. In Version 2 habe
ich 8mm starkes MDF genutzt, was sich als vollständig
ausreichend herausstellte.
Darüber hinaus benötigt man noch Leim, einige Holzschrauben und
Metallwinkel, um das Gehäuse später von unten an der
Tischplatte hzu fixieren. Je nach ästhetischem Anspruch
empfiehlt sich noch Lack in der gewünschten Farbe, ich
entschied mich bei Version 1 für eine weiße Lackierung.
Wichtiger Hinweis: zumindest beim Einsatz von Sprühlack
sollte man auf jeden Fall zuvor grundieren, da MDF Lack
aufsaugt wie ein Schwamm.
Da ein PC-Gehäuse gut belüftet sein muss, damit die Lüfter von
CPU und GPU ihre Arbeit verrichten können, plante ich noch zwei
Standard-Gehäuselüfter ein, einen links zum Ansaugen und einen
rechts zum ausblasen. Ich entschied mich für (affiliate-link)
Noctua NF-F12PWM Gehäuselüfter 120mm,
welche wie beworben äußerst geräuscharm sind und ausserdem die
Möglichkeit bieten, mit einem mitgelieferten Adapter die Drehzahl
nochmals zu verringern.
Um das Layout der Komponenten interessanter zu gestalten, und
die Grafikkarte etwas exponierter abzubilden, kaufte ich ein
PCI-E-Riser-Cable. Hierdurch kann die GPU neben dem Mainboard
platziert und ausserdem 90° gekippt eingebaut werden. Im Netz
finden sich zahlreiche Berichte, dass diese Kabel nichts taugen
würden, oder schnell kaputt gehen. Meines ist jetzt seit über
einem Jahr in Betrieb, hat mehreren Umbauten standgehalten und
weder bei einer AMD R9 290 noch bei der aktuellen NVIDIA GTX
1060 zu nennenswerten Performanceeinbußen geführt.
(affiliate-Link)
EasyDiy All New PCI Express 16x flexibles Kabel
Um Mainboard und Festplatten etwas vom unteren Brett abzuheben, damit das Kabel-Management darunter verlaufen kann, nutzte ich Gummifüße wie diese hier: (affiliate-link) Gummifuß 20 x 9 mm. Von diesen habe ich jeweils zwei übereinanderegelegt, womit ich eine Clearance von etwa 18mm für die Komponenten erreichen konnte.
Schlussendlich sah ich noch Platz an der Vorderseite des Korpus
für USB, Audio und Speicherkartensteckplätze vor. Ich habe
hierfür ein Multifunktions-Dashboard eines No-Name-Hersteller
gekauft: (affiliate-Link)
Kartenleser
Schritt 3 : Bauen
Zunächst mal habe ich MDF-Platten und Glas aufeinander gelegt, um zu schauen, dass auch alles passt. Passte.

Anschließend habe ich die PC-Komponenten auf den Brettern platziert, und mit einem Bleistift eingezeichnet, wo Öffnungen für I/O und Lüftung ausgesägt werden mussten. Es empfiehlt sich dies vor dem Zusammenbau des Korpus zu tun, da es sonst unnötig kompliziert wird.

Nach dem Aussägen der Öffnungen wurden die einzelnen Bretter verleimt und mit Metallstiften getackert. Ich hatte zuerst versucht die Bretter mit Schrauben zu fixieren, musste jedoch feststellen, dass MDF beim Eindrehen von Schrauben rasch einreißt. Nach kurzer Trocknung ging es ans Lackieren. Farbrolle, weißer Lack, und fertig ist die Laube!




Nach dem Trocknen kam der schwierige Part; das Befestigen des Korpus in der Tischplatte. Aus der Tischplatte hatte ich zuvor ein 90x45cm großes, rechteckiges Loch herausgesägt. Ziel war, dass die Glasplatte abschließend genau plan mit der Tischoberfläche verlaufen sollte. Hierbei musste jedoch beachtet werden, dass auf den Korpus noch ein dünne Holzumrandung (zur späteren Verlegung der LED-Streifen) und auf dieser Umrandung noch ein dünner Streifen Fensterisolierband (zur Geräuschdämmung und fernhalten von Staub) angebracht werden sollte. Mit viel hin und her gelang es aber, die richtige Höhe zu finden, der Korpus wurde mit 6 Metallwinkeln und Schrauben an der Tischplatte fixiert.
Es folgte der Einbau der Komponenten. Mainboard und Festplatten wurden mit oben erwähnten Gummifüßen und einfachen Holzschrauben am Boden des Korpus fixiert, die GPU am oberen Slotblech verschraubt und mit einem kleinen Holzklotz abgestützt. Die LED-Streifen wurden unter die schmale Holzumrandung geklebt und mittels eines Adapters über einen freien Mainboard-USB-Anschluss mit Strom versorgt. Nach einem ersten Testlauf noch die Glasplatte ordentlich geputzt, drauf gelegt und … fertig!



Mit diesem Build war ich rund 6 Monate recht zufrieden. Im Verlauf störte mich jedoch die große Höhe des Korpus, wodurch weniger Beinfreiheit unter dem Tisch bestand und die Komponenten recht weit unter dem Glas lagen, sowie das unbefriedigende Kabel-Management. Ich entschied mich daher für eine Revision. Den Bau von Version 2 beschreibe ich hier.